Kleine Zeitung: Doris Ploder kämpft um ihre Ausbildung

Kleine Zeitung: Doris Ploder kämpft um ihre Ausbildung

Gleiche Rechte. Gleiche Chancen? Gleiche Ausbildung!

Es ist ein Dschungel voller Klauseln, durch den sie sich kämpft, und ein Marathon von Stelle zu Stelle, den Doris Ploder seit über einem Jahr läuft. Sie ist gehörlos, macht das Grazer Kolleg für Elementarpädagogik am Augustinum und benötigt dafür Dolmetscher.
Die Kosten (ca. 100.000 Euro pro Jahr) will aber niemand übernehmen (wir berichteten). Absagen hagelten von Land und Bund.
Das erste Ausbildungsjahr hat die Steirerin nun „mit viel Mühe“ hinter sich gebracht.
Durch Spendengelder und eine monatliche Beihilfe vom Sozialministerium (800 Euro) konnte sie sich ab und zu Dolmetscher leisten.
Ansonsten lernte sie mithilfe der Mitschriften ihrer Kolleginnen und Kollegen den Stoff nach.
Jetzt ist das Geld so gut wie aufgebraucht, für ihr letztes Jahr muss Ploder erneut um Unterstützung bitten.
"Mir fehlen die Worte! Vonseiten des Staats gibt es kein Bewusstsein für mein Problem“, sagt Ploder. Dass gehörlose Menschen Pädagogen werden können, sei wichtig.
„Damit sich gehörlose Kinder identifizieren können. In meiner Kindheit haben mir meine gehörlosen Vorbilder gezeigt, wer ich bin. Sie haben mir meinen Wert gegeben, ich möchte was weitergeben.“
Vom Büro der Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) heißt es, man sei nicht zuständig.
Das Sozialministerium zahlt nicht, weil das Kolleg Ploders zweiter Bildungsweg ist. Schlichtungsverfahren führten ins Nichts.
Das Bildungsministerium gibt die Verantwortung ab. Man zahle nur bei Bundesschulen, das Augustinum ist eine Privatschule.
Die Kosten könne man alleine nicht stemmen, sagt Herbert Kohlmaier, Direktor des Kollegs für Elementarpädagogik, man bemühe sich, zu helfen, wo es geht.
Dafür ist Ploder dankbar, betont sie.

Die Lage empfindet sie als aussichtslos. Vom Sozialministerium heißt es zwar, dass man daran arbeite, auch Gehörlose im zweiten Bildungsweg zu unterstützen, Bedingung ist aber u. a. eine fixe Job-Zusage. Wann die derzeitige Richtlinie ausgeweitet werden soll, ist unklar.
„Bald ist es für mich zu spät“, so Ploder, „nächsten Sommer bin ich fertig mit meiner Ausbildung.“ Heuer beginnen aber zwei gehörlose Frauen das Kolleg für Sozialpädagogik am Augustinum.
Allein deswegen will Ploder nicht aufgeben. „Sie sollen nicht die gleiche Belastung erleben.“ Zuletzt wandte sich Ploder an die Volksanwaltschaft, die verfasste einen Brief an den Sozialminister.
„Wir berufen uns auf die Behindertenrechtskonvention. Alle müssen dieselben Chancen haben.
Wenn ich nicht behindert bin, kann ich einen zweiten Bildungsweg einschlagen, auch wenn ich schon eine Ausbildung habe.
Aber wenn ich behindert bin, kann ich das nicht, dann bin ich diskriminiert“, sagt Volksanwalt Bernhard Achitz.
Die Antwort des Ministers ist noch ausständig.


Auf betterplace.me bittet Ploder um Spenden.