Kinder ein Stück begleiten
Ein Interview mit Pia aus dem 4. Semester des Kollegs für Elementarpädagogik
Seit wann besuchst du das Kolleg?
Ich besuche das Kolleg seit Herbst 2020. Wir sind also der Pilotjahrgang.
Was war deine Motivation, um diese Ausbildung zu starten?
Nach meiner Ausbildung zur Kinderbetreuerin und meiner Tätigkeit als Springerin hat sich für mich mehr und mehr herauskristallisiert, dass dieser Beruf genau der richtige für mich ist.
Ich wollte mir noch mehr Wissen aneignen und mehr Verantwortung übernehmen – darum habe ich mich für das Kolleg entschieden.
Die Arbeit mit Kindern ist für mich wunderschön und erfüllend - man bekommt so viel von ihnen zurück!
Hast du dir die Ausbildung so vorgestellt?
Ein großer Fokus liegt auf dem wissenschaftlichen Fundament, der Maßstab am Kolleg ist sehr hoch. Was mir hier besonders imponiert, ist, dass du für die ProfessorInnen hier nicht bloß eine Matrikelnummer bist.
Die Atmosphäre ist sehr familiär und die Vortragenden sowie unser Direktor begegnen den StudentInnen auf Augenhöhe und sind stets bemüht, auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen.
Warum ist der Beruf der Pädagogin/des Pädagogen momentan so präsent in den Medien wie nie zuvor?
Die Covid-Pandemie hat die ohnehin schon angespannte Personalsituation in Betreuungseinrichtungen noch zusätzlich verschärft.
Viele PädagogInnen treten für bessere Rahmenbedingungen und mehr Qualität in der Elementarpädagogik ein, zahlreiche Protestkundgebungen haben in den vergangenen Monaten stattgefunden.
Die letzten Jahre haben zu einem Umdenken geführt und gezeigt, wie unentbehrlich die Arbeit der ElementarpädagogInnen ist.
Sie setzten ihre Arbeit unter schwierigen Bedingungen fort, ohne Beifall auf den Straßen zu ernten, wie etwa andere Berufsgruppen.
Kinderbetreuungseinrichtungen standen vor einer enormen Herausforderung: Zu dem ohnehin schon straffen Arbeitsalltag kamen viele neue Aufgaben und Hürden.
Arbeiten mit Masken, Tests, Personalausfälle… trotzdem musste die Kinderbetreuung weiter gesichert sein.
Was sollte deiner Meinung nach an den Rahmenbedingungen in diesem Beruf geändert werden?
Das geringe Gehalt der ElementarpädagogInnen passt nicht mit der großen Verantwortung zusammen, die sie tragen.
In ganz Österreich ist die Bezahlung uneinheitlich - sie ist in jedem Bundesland und bei jedem Träger verschieden.
Ein wesentliches Anliegen ist auch die Anpassung des Personal-Kind-Schlüssels:
Zwei Erwachsene für 25 Kinder?
Das muss sich dringend ändern, um qualitativ gut arbeiten zu können.
Das Personal benötigt auch mehr Vorbereitungs- und Reflexionszeit.
Die Fluktuation ist in diesem Job sehr hoch.
Viele AbsolventInnen einer Bafep entscheiden sich nach dem Abschluss, nicht in dem Beruf einzusteigen - das liegt bestimmt auch sehr an den aktuellen Rahmenbedingungen.
Die Kinderkrippe und der Kindergarten sind die ersten Bildungseinrichtungen. Es ist schade, dass hierbei gespart wird!
Wie geht es dir in deiner Praxis?
Im Laufe unserer Ausbildung absolvieren wir eine bestimmte Zahl an Praxisstunden in verschiedenen Kinderbetreuungseinrichtungen.
Ich hatte großes Glück mit meinen Praxisstellen, meine MentorInnen haben mir viel Vertrauen geschenkt, ich konnte bei der Auswahl meiner Bildungsangebote kreativ sein,
viel ausprobieren und mir viel Input von den gruppenführenden PädagogInnen holen.
Jede Praxis hat mich noch einmal ein Stück mehr bestärkt, beruflich den richtigen Weg gewählt zu haben.
Gab es in den letzten 3 Semestern Zeiten, an denen du an deine Grenzen gelangt bist?
Als berufstätige Mutter von drei Kindern gab es immer wieder Zeiten, die an die Substanz gingen.
Innerlich hatte ich aber immer mein Ziel vor Augen und somit die Motivation weiterzumachen.
Meine Kinder fanden es auch ganz toll, dass Mama wieder „in die Schule gehen“ und lernen musste ;-)!
Wie schaffst du den Spagat zwischen Ausbildung und Arbeit?
Ich arbeite als Sprechstundenhilfe und bin relativ bald nach Beginn der Ausbildung in Bildungsteilzeit gegangen – das war rückblickend definitiv die richtige Entscheidung!
Somit hatte ich genug Zeit für die Ausbildung und konnte auch noch gut für meine Kinder da sein. Wir wohnen im Lavanttal und daher pendle ich etwa 90 min zum Augustinum.
Dennoch war ich für die Möglichkeit, diese Ausbildung berufsbegleitend absolvieren zu können, sehr dankbar, dass ich die längeren Fahrtzeiten gerne in Kauf nahm.
Gibt es Lieblingsfächer?
Neben dem Pflichtgegenstand Religion, den theoretischen Fächern wie etwa Didaktik, Inklusive Pädagogik oder Medienpädagogik und der Bewegungserziehung wird auch die musisch-kreative Bildung hoch geschrieben: Gitarrenunterricht, Rhythmik, Bildnerische Erziehung und Textiles Werken sind nur ein paar der Fächer, die am Kolleg unterrichtet werden. Die gute Mischung aus all diesen Lehrgegenständen ergibt für mich einen wertvollen Wissensschatz, auf den ich in meiner späteren beruflichen Tätigkeit immer wieder zurückgreifen kann.
Was gefällt dir am besten an deiner Ausbildung?
Ich finde es toll, dass wir hier am Augustinum zusätzlich zu dem theoretischen Input, der – wie ich bereits oben beschrieben habe- sehr hoch ist, viel Praxisbezug haben.
Uns wird vermittelt, wie man mit Gruppen Kinderlieder erarbeitet oder Bewegungslandschaften im Turnsaal baut.
Wir haben im Zuge unserer Ausbildung ein Kamishibai – ein japanisches Erzähltheater – gebaut und eine eigene Geschichte dafür geschrieben und gemalt.
Wir lernen, eigene Kinderlieder zu schreiben, es gibt Workshops zum Theaterspielen und für Ernährungsberatung von Kleinkindern.
Der Zusammenhalt in unserer Klasse ist groß, wir helfen uns gegenseitig und es herrscht ein harmonisches Miteinander.
Ich bin sehr dankbar für all die tollen Bekanntschaften, die ich hier machen durfte und bin mir sicher,
dass nach dem Abschluss ganz wunderbare ElementarpädagogInnen aus dem Augustinum kommen werden.
Was machst du als Ausgleich zur Ausbildung?
Als Ausgleich verbringe ich am liebsten Zeit mit meiner Familie und mit meinen FreundInnen. Ich liebe es zu kochen, mache gerne Musik, spiele Volleyball, gehe joggen und lese viel.
Daraus schöpfe ich Kraft.
Worauf bist du am meisten stolz?
Auf meine drei Kinder und darauf, den Mut gehabt zu haben, auf meine innere Stimme zu hören und mich mit meinen 30 Jahren noch einmal entschlossen zu haben, beruflich meinen Traum zu verwirklichen.
Hast du bereits Erfahrung in der Arbeit mit Kindern?
Bis zur Geburt meines ersten Sohnes habe ich einige Semester Volksschullehramt studiert, weil ich immer schon mit Kindern arbeiten wollte.
Nach der Karenz meiner beiden Söhne habe ich die Ausbildung zur Kinderbetreuerin und einen Lehrgang für Elementare Musikpädagogik absolviert,
ein Jahr lang als Springerin gearbeitet und Musikkurse für Kinder gegeben.
Das war eine tolle Erfahrung!
Nach der Geburt meiner Tochter war ich einige Jahre lang neben meiner Tätigkeit als Sprechstundenhilfe als „Zahnputzfee“ im Kindergarten tätig.
Kinder sind ehrlich, unvoreingenommen und begeisterungsfähig – sie zaubern mir jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht. Das hat mich darin bestärkt, Elementarpädagogin zu werden!
Gibt es Tipps, die du unseren Damen und Herren aus dem 2. Semester geben möchtest?
Gratulation, nun habt ihr bald die Halbzeit geschafft! Ich habe letztens mit meinen MitschülerInnen über den nahenden Abschluss gesprochen und wir alle konnten es kaum glauben,
wie schnell die Zeit am Kolleg vergangen ist.
Ihr habt einen Beruf gewählt, bei dem ihr Kinder ein Stück weit auf ihrem Weg begleiten könnt und ihnen so viel mitgeben könnt.
Behaltet euch eure Freude an der Arbeit mit ihnen bei. Das Kolleg ist zwar berufsbegleitend, aber ich weiß, dass es oft nicht einfach erscheint, alles unter einen Hut zu bekommen.
Auch wenn es manchmal vielleicht überwältigend wirkt, haltet euch einfach euer Ziel immer vor Augen, dann werdet ihr das Kolleg bestimmt bravourös meistern!
Alles Liebe,
Pia Lorenz/4Eb
Das Interview führte Natascha Kranzl/2Eb